Die Bünz – ein Naturparadies mit Optimierungspotenzial

Bereits der Auftakt am 7. Mai beim Hochwasser-Rückhaltebecken Süd wartet mit einer Premiere auf. Denn erstmals seit vielen Jahren kann in Dorfnähe wieder ein Storchenpaar beim Brüten beobachtet werden – so zumindest hofft Patrick Schmid. «Denn auch wenn das Storchenpaar seinen Blick immer wieder nach unten richtet – was ich bisher nicht beobachten konnte, ist das sonst übliche regelmässige Wenden der Eier im Horst oder gar die Fütterung der Jungstörche.» Vor 70 Jahren war der Storch in der Schweiz ausgestorben, heute rechnet man schweizweit wieder mit etwa 600 brütenden Paaren, wovon mit Schwerpunkt Muri etwa ein Viertel im Freiamt lebt.
Was den Exkursions-Teilnehmern beim Blick durchs Fernrohr hingegen sofort auffällt, ist das Falkenpaar im First der Rössligut-Scheune, das ununterbrochen damit beschäftigt ist seinen noch flaumigen Nachwuchs mit Nahrung zu versorgen. Als ob sich die beiden bewusst wären, dass sie aufmerksam beobachtet werden, zeigen sie ihre beeindruckenden Flugkünste. Mit schnellen Flügelschlägen schweben sie bei der Futtersuch an Ort, um dann im Sturzflug ihre Beute zu fangen.

Von Bünzbrücke zu Bünzbrücke

Beim Gang entlang der Bünz vom Schulhaus Junkholz quer durch Wohlen bis zum Schulhaus Bünzmatt macht Schmid als überaus informierter «Reiseleiter» laufend auf interessante Tiere und Pflanzen aufmerksam. Nach wenigen Metern taucht ein vom Biber kürzlich gefällter und schon ziemlich kahl genagter Baum auf, dem bald ein sich noch im Bau befindlicher Biberdamm folgt. «Im Bereich zwischen Schulhaus Junkholz und der Bücke über die Zentralstrasse braucht es nur wenige Massnahmen, damit die Tier- und Pflanzenwelt an und in der Bünz aufgewertet werden kann, so wie es die Petition der Grünen Wohlen fordert. Vogelkirsche, Weissdorn, Bärlauch und vieles andere mehr bieten kleinen und grösseren Tieren Schutz und Nahrung. Wichtig ist, dass das Wasser nicht ungehindert wie in einem Kanal durch das Siedlungsgebiet fliesst, sondern mit Bollensteinen auf natürliche Art und Weise gebremst wird. Das erhöht nicht nur dessen Sauerstoffgehalt, sondern schafft auch ideale Lebensräume für Fische und andere Lebewesen – wenig Aufwand, grosser Ertrag.»

Industrielle Zeitzeugen

Dann wird es eng für die Bünz: Zwischen Zentral- und Bünzstrasse wird sie von Mauern eingefasst. «Das Wasser diente früher den anliegenden Industriebauten als Energiespender. Darum wurde sie praktisch kanalisiert. Hier sind Eingriffe nur beschränkt möglich, doch bietet das angrenzende, der Gemeinde gehörende Isler-Areal die Möglichkeit, auch gesetzliche Vorgaben wie Gewässerabstand oder mäandernde Wasserführung umzusetzen.» Wobei Schmid einschränkend darauf hinweist, dass Gewässer grundsätzlich dem Kanton gehören und dass auch ökologische Massnahmen in dessen Kompetenz liegen, «doch müssen sich Gemeinde und Politik mit Herzblut für eine lebendige Bünz engagieren».

Kunterbunte Vogelwelt

Unterwegs macht Schmid immer wieder auf spezielle Vogelarten aufmerksam, die hier ihren Lebensraum gefunden haben. «Von Brücke zu Brücke zählen wir 35 Vogelarten, die in mindestens acht von zehn Jahren beim Brüten beobachtet werden können und deren sechs, die in dieser Zeitspanne vielleicht zwei bis drei Mal ihren Nachwuchs hier aufziehen.» Namen wie Gebirgs- und Bachstelze, Teichhuhn, Sumpfrohrsänger, Mauersegler, Mönchsgrasmücke oder Baumläufer sorgen dafür, dass immer wieder die Feldstecher gezückt werden, denn im dichten Grün entlang der Bünz verschwinden sie im Nu zu ihrem Nistplatz in Sträuchern, Bäumen oder gar unter den Brücken. Auf dem Wasser tummeln sich unter anderem Stockenten und Gänsesäger. «Und auch der Eisvogel hat die Bünz entdeckt», freut sich Schmid und hofft, dass mit der geforderten ökologischen Aufwertung der natürlichen Vernetzung weiteren Schub gegeben wird. «Das ist nicht nur für Fauna und Flora wichtig, sondern auch für uns Menschen, die wir so in einer tatsächlich attraktiven Gemeinde leben dürfen.»

Storchen- und Turmfalkennest im Fokus.
Auch das gehört dazu: Mauern kanalisieren die Bünz und beeinträchtigen eine naturnahe Wasserführung.